Ehrenamt Feuerwehr nicht überfordern

Feuerwehrverband Altkreis Bersenbrück tagt in Neuenkirchen

Neuenkirchen/Altkreis Bersenbrück.Die Freiwilligen Feuerwehren haben trotz demografischen Wandels und begrenzten finanziellen Spielraums der Kommunen eine Zukunft. Diese Einschätzung hat Manfred Buhr, Vorsitzender des Feuerwehrverbandes Altkreis Bersenbrück, in der Verbandsversammlung in Neuenkirchen vertreten. Allerdings warnte er davor, aus dem Ehrenamt Feuerwehr "mehr herauszukitzeln", als es zu leisten imstande sei.

Vor mehr als 400 Mitgliedern aus den 32 Feuerwehren im Altkreis Bersenbrück, zu dem die Samtgemeinden Artland, Bersenbrück, Fürstenau und Neuenkirchen sowie die Stadt Bramsche gehören, blicktea 2015 05 21 bsb1 Manfred Buhr zurück auf das vergangene Jahr. 1363 Mitglieder zählten die Feuerwehren, die 2014 insgesamt 1270 Einsätze erledigt hätten. "Das ist schon eine ansehnliche und stabile Mitgliederzahl", stellte er fest. Hinzu kommen mehr als 200 Nachwuchskräfte in den zehn Jugendfeuerwehren sowie ebenfalls mehr als 200 Senioren in den Altersabteilungen.

Angesichts solch stabiler Verhältnisse im Altkreis Bersenbrück geht Manfred Buhr davon aus, "dass die Freiwilligen Feuerwehren eine Zukunft haben werden". Sie garantierten Sicherheit und genössen eine unglaubliche Vertrauensstellung bei den Bürgern. Das allerdings verleite dazu, "dass Verantwortliche im Umfeld bewusst oder unbewusst aus dem Ehrenamt Feuerwehr mehr herauskitzeln möchten,a 2015 05 21 bsb3 als es zu leisten vermag". Buhr: "Auch ein Ehrenamt unterliegt Zwängen." Zum einen sei das Aufgabenfeld der Feuerwehr mit den Grundaufgaben "Löschen, Schützen, Retten und Bergen" in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Zum anderen gelte es, "solche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit wir arbeiten können". Manfred Buhr verwies auf die "längst fällige Anpassung des Brandschutzgesetzes". Die sei auf gutem Wege, es seien aber noch viele Fragen offen, "damit die Feuerwehr das Fundament der Hilfe bleibt".

Zum Beispiel die nach der angestrebten Doppelmitgliedschaft in den Wehren. Er, Buhr, sei dafür. "Ist es aber auch der Arbeitgeber, der plötzlich Feuerwehrleute in zwei Wehren hat und häufiger auf sie verzichten muss?" Gerade mit den Arbeitgebern müssten noch Gespräche geführt werden, a 2015 05 21 bsb2denn auch der Feuerwehr sei bewusst, "dass die auch Probleme haben". Für Manfred Buhr steht fest: Der Erhalt der Feuerwehren ist eine Angelegenheit aller in der Gesellschaft, in erster Linie seien aber die Kommunen in der Pflicht.

 "Wo gehen sie als Arbeitgeber mit gutem Beispiel voran, wo sind Feuerwehrleute in den Kommunen beschäftigt?", fragte der Verbandsvorsitzende. Gerade Kommunen müssten als Feuerschutzträger unda 2015 05 21 bsb7 öffentlicher Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen bei Neueinstellungen. "Ich kann von anderen nicht etwas einfordern, was ich selbst nicht vorlebe." Hier sehe er großen Nachholbedarf. Und: "Feuerwehrmitglieder sind super Arbeitnehmer", warb er für seine Kollegen. Klar sei: "Eine Minderung der Aktivitäten für eine Freiwillige Feuerwehr wird automatisch zu einer Vervielfachung der Kosten führen", so Buhr. Ehrenamtlichkeit ohne Gegenleistung und Kommunikation auf Augenhöhe gehe nicht.

Die Feuerwehren wollten auch in Zukunft kompetent und verlässlich Mitmenschen Schutz und Hilfe bringen. Selbstlos Menschen zu helfen sei eine der Eigenschaften, die die Feuerwehren bis heutea 2015 05 21 bsb6 auszeichne. Deren Zukunft werde gesichert, wenn das Umfeld stimme, wenn Familie, Feuerschutzträger und Arbeitgeber mitspielten. Dass die Samtgemeinde Neuenkirchen als Arbeitgeber bei der Einstellung Feuerwehrmitglieder bevorzugt und damit "mit gutem Beispiel vorangeht", berichtete Andreas Lanwert, allgemeiner Vertreter von Samtgemeindebürgermeisterin Hildegard Schwertmann-Nicolay. Das sei angesichts gestiegener Einsätze auch nötig, denn nicht immer hätten Arbeitgeber dafür Verständnis.
 Werner Lager ergänzte, dass Freistellungen nicht immer einfach seien. "Aber auch die Betriebe profitierten von dieser Win-win-Situation", sagte der stellvertretende Landrat des Landkreises Osnabrück.a 2015 05 21 bsb5 Mit dem geplanten Bau des Logistikzentrums in Bersenbrück, in dem der Kreis Straßenmeisterei, Feuerwehr-Technische Zentrale (FTZ), Veterinärdienst und Straßenverkehrsabteilung in einem Gebäudekomplex unterbringen will, soll nach Lagers Worten im August begonnen werden. Es sei mit einer Bauzeit von etwa eineinhalb Jahren zu rechnen.

Neuenkirchens Bürgermeister Christoph Lührmann erinnerte daran, dass "bei der Feuerwehr Glück und Leid dicht beieinanderliegen". Den zum Teil belastenden Bildern von Bränden und Unfällen stehe als Gegenpol die Gewissheit gegenüber, dass die Feuerwehr Leid und Elend in vielen Fällen abwenden oder abmildern könne. "Und eben das Glück, als Feuerwehrmann Teil einer gut organisierten Truppe zu sein".

Weitere Grußworte sprachen der CDU-Landtagsabgeordnete Clemens Lammerskitten, Pfarrer Stephan Höne, Pastor Michael Grimmsmann und Oliver Voges, Leiter des Polizeikommissariates Bersenbrück, und der Abschnittsleiter Nord, Ralf Auf dem Felde. Neuenkirchens Ortsbrandmeister Berno Vorndieke nutzte die Versammlung in der Ballsporthalle, die vom Musikzug Merzen begleitet wurde, um auf die 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Neuenkirchen Mitte Juni aufmerksam zu machen.
Eine besondere Ehrung gab es für Christian Wurst. Der Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Bersenbrück nahm Abzeichen und Urkunde während der Verbandsversammlung des a 2015 05 21 bsb4Feuerwehrverbandes Altkreis Bersenbrück in Neuenkirchen entgegen. Deren Vorsitzender Manfred Buhr lobte den Bersenbrücker für seine Verdienste um die Feuerwehr in der früheren Kreisstadt. Seit mehr als 30 Jahren sei er dort Mitglied, 1993 sei er erstmals zum Ortsbrandmeister gewählt worden. Das Amt übe er mit "großem Gespür für die Belange der Kameraden" aus, sagte Buhr. Wurst verstehe es, die Mitglieder zu motivieren, habe sich stets um eine gute Ausstattung und eine solide Ausbildung der Mitglieder gekümmert. Auch der Feuerwehrverband Altkreis Bersenbrück habe "von Wissen und Mitarbeit des Bersenbrücker Feuerwehrchefs profitiert", der auch die Gründung einer Jugendfeuerwehr in seiner Stadt begleitet habe. Vor allem aber habe Christian Wurst erheblichen Anteil am Neubau des Feuerwehrhauses in Bersenbrück gehabt, zitierte der Verbandsvorsitzende aus dem Urkundentext. Christian Wurst, lobte Buhr, sei stets an Lösungen interessiert. Laut Stiftungsurkunde des Deutschen Feuerwehrverbandes wird das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz für hervorragende Leistungen im Feuerwehrwesen, für besonders mutiges Verhalten im Einsatz der Feuerwehr und für Errettung von Menschen aus Lebensgefahr während des Einsatzes verliehen, wenn der Feuerwehrangehörige sich in besonders erheblicher eigener Lebensgefahr befunden hat.

 

 

Text:Christian Geers, Bersenbrücker Kreisblatt

Foto:Herbert Kempe